Außergewöhnliche Erfolge mit Hundetherapie


Therapeut: Hund

 

Außergewöhnliche Erfolge mit

Hundetherapie

 

 „Wir erleben täglich kleine Wunder.

Sie werden durch die Anwesenheit

unserer Hunde bewirkt“,berichtet Brigitte Trothe, Besitzerin

der Border-Collie Hündin Kimmy und Pflegefachkraft im

DRK-Pflegezentrum Waldstraße in Eutin. „Eine Bewohnerin,

die seit acht Monaten aufgrund ihrer schweren Demenz keine verbale Konversation mehr betreibt, spricht in klaren Zusammenhängen und mit vollständigen Sätzen den Hund an. Ein anderer Bewohner, der seine Hand aufgrund eines schweren Schlaganfalls (foto oben) eigentlich nicht mehr öffnen kann, schafft dies plötzlich, um dem Hund kleine Leckerbissen zu reichen. Da bekommt man schon manchmal eine Gänsehaut.“„Therapiehunde können Erstaunliches bewirken“, weiß Pflegezentrumsleiter Christian Burgdorf. „Wir freuen uns daher über die Unterstützung, die wir von vielen Seiten erhalten.“ So kommt regelmäßig Anja Niemann mit ihren Therapiehunden Lucky, Aiko und Yago zu Besuch. Fester Bestandteil der therapeutischen Angebote sind auch die Hunde des A-K-tiv Therapiezentrums Eutin GmbH, die regelmäßig ins Haus kommen. „Selbstverständlich sind die Vierbeiner der Angehörigen unserer Bewohner ebenfalls sehr herzlich willkommen. Im Übrigen ist bereits die erste Bewohnerin in unser 120-Betten-Haus eingezogen, die ihren eigenen Hund mitgebracht hat. “Der DeutscheTierschutzbund hat das DRK Pflegezentrum Waldstraße am weltweit stattfindenden „Dog-Day“ als hundefreundliches Unternehmen ausgezeichnet. Das freut Christian Burgdorf sehr. „Die Tiere geben unseren Bewohnerinnen und Bewohnern unglaublich viel. Deshalb setzen wir sie auch als ein therapeutisches Angebot in unserem Hause sehr gerne ein.


  

Border Collie Kimmy die sanfte Therapeutin

 

Eutin - Sie leben in ihrer ganz eigenen Welt. Doch Hündin „Kimmy“ hat ihre Herzen im Sturm erobert: Bei Demenzkranken des Eutiner DRK-Pflegeheims bewirkt sie immer wieder kleine Wunder.

Tränen stehen in den müden Augen. Es sind Tränen des Glücks, rein und unverfälscht. Hemmungslos lässt der Mann im Rollstuhl seiner Rührung freien Lauf. Seit Jahren schon lebt Herr B. in seiner ganz eigenen Welt. Er ist dement. Das Hier und Jetzt, nein, das ist schon lange nicht mehr seins. Doch wenn die kleine „Kimmy“, dieser schwarz-weiße Wirbelwind mit frecher Zeichnung auf der Stirn, erwartungsvoll vor ihm steht, ihm die Pfote und einen grünen Hundeknochen aus Plastik auf den Schoß legt, dann ist es, als käme er für einen Moment lang zurück. Dann nimmt er das Spielzeug, wirft es in die Luft, und wenn „Kimmy“ es holt und ihm zurückbringt, steht nichts als Freude in seinem Gesicht.

Es war ein Tag im März, als Brigitte Trothe ihre junge Border Collie Hündin zum ersten Mal mit zur Arbeit ins DRK-Pflegezentrum an der Eutiner Waldstraße brachte. „Eigentlich war dieser Besuch nur als Abwechslung für unsere Bewohner gedacht“, erinnert sich die 41-Jährige aus Oevelgönne und lächelt. Doch „Kimmy“ machte daraus eine Art Vorstellungstermin, zeigte sich von ihrer Schokoladenseite: Die Bewohner waren sofort hin und weg von der kleinen Hundedame, und so blieb eigentlich nichts anderes, als ihr einen „Job“ zu geben. Als Therapiehund – auch wenn sie dafür gar nicht ausgebildet ist. „Ich war selbst ganz überrascht, wie sensibel sie sich den Bewohnern näherte“, erzählt Brigitte Trothe. Schließlich sei „Kimmy“ draußen eine echte Draufgängerin. Ganz instinktiv aber spürt sie, wie sie sich den Kranken nähern muss – eine Eigenschaft, die Therapiehunde eigentlich erst lange lernen und trainieren müssen.

Gleich am ersten Tag habe sie alle beeindruckt, sprang bei einer alten, völlig in sich gekehrten Dame aufs Bett und schlich sich vorsichtig an sie heran. „Sie stupste sie ganz zaghaft an der Wange und schob ihren Kopf unter die Hand der Frau. Und plötzlich fing die an, ,Kimmy’ zu streicheln“, sagt Brigitte Trothe. Und so schafft es die Hündin auch heute immer wieder, Menschen wie Herrn B., die längst den Kontakt zur realen Welt verloren haben, zumindest für einige Momente wieder erreichbar zu machen. Aus einem Wirrwarr von Worten werden plötzlich wieder ganze Sätze.

Ihr bislang größtes kleines Wunder hat „Kimmy“ aber an Herrn B. vollbracht. Seine linke Hand ist seit einem Schlaganfall komplett verkrampft. Niemand hatte es geschafft, sie zu öffnen. Dann kam diese kleine Hundedame. Brigitte Trothe fragte Herrn B., ob er „Kimmy“ vielleicht mit den Resten vom Abendbrot füttern wolle. Voller Freude stimmte er zu, weil er aber selbst noch die Gabel vom Essen in der gesunden Hand hielt, nahm er die kranke, öffnete sie, griff nach einer Scheibe Wurst und reichte sie „Kimmy“. Und nochmal, und nochmal. „Das war unglaublich“, sagt Brigitte Trothe und lächelt. „Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.“

Von Christina Schönfeld